Wofür mache ich das eigentlich?
Diese Frage stellen sich viele Menschen irgendwann im Laufe ihres Berufslebens. Sei es beim Bearbeiten einer scheinbar sinnbefreiten Aufgabe, in einem Moment der völligen Erschöpfung oder bei dem Versuch, Familie und Beruf irgendwie unter einen Hut zu bekommen.
Gerade in solchen herausfordernden Momenten hilft es, eine klare Antwort auf die Frage zu haben. Denn Menschen, die einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen sind nicht nur gesünder und zufriedener, sie können auch besser mit Arbeitsbelastungen umgehen (iga-Report 43, 2019).
Die gute Nachricht: Du musst nicht auf den perfekten Job warten, um Sinn zu erleben. Du kannst selbst etwas dafür tun – egal wo du gerade stehst. In diesem Beitrag erfährst du, wie du dein persönliches Wofür findest und deinen Job für dich sinnvoll gestaltest.
Warum ist Sinn bei der Arbeit so wichtig?
Wie schön wäre es, mit einem guten Gefühl in den Tag zu starten und sich morgens schon auf die Arbeit zu freuen? Stressige Phasen mit Gelassenheit zu meistern und mit einem Gefühl von tiefer Zufriedenheit in den Feierabend zu starten?
Einer für dich sinnvollen Arbeit nachzugehen, kann der Schlüssel zum oben beschriebenen Szenario sein. Denn wer seine Tätigkeit als sinnvoll erlebt, ist nicht nur motivierter und produktiver, sondern empfindet auch mehr Freude und Zufriedenheit im Job. Wer weiß, „wofür“ er arbeitet, schöpft daraus Kraft und bleibt auch in herausfordernden Zeiten engagiert und widerstandsfähig.
Kurz gesagt: Sinnvolle Arbeit ist ein Schlüssel zu Zufriedenheit, Gesundheit und langfristigem Erfolg.
Was bedeutet Sinn bei der Arbeit?
Sinn bei der Arbeit bedeutet, dass Menschen in ihrer beruflichen Tätigkeit eine tiefere Bedeutung und einen persönlichen Wert erkennen. Es geht darum, dass die Arbeit über das bloße Erledigen von Aufgaben hinausgeht und als wertvoll, wichtig oder nützlich empfunden wird – für sich selbst, für andere oder für die Gesellschaft.
Was macht Arbeit sinnvoll?
Es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf, was sinnvolle Arbeit ausmacht. Was für die eine Person sinnstiftend ist, kann für eine andere völlig bedeutungslos sein.
Die Forschung von Prof. Dr. Tatjana Schnell zeigt jedoch, dass vier zentrale Dimensionen das Sinnerleben bei der Arbeit bestimmen:
- Bedeutsamkeit: Du hast das Gefühl, dass deine Arbeit wichtig ist und einen Unterschied macht – für andere Menschen, das Unternehmen oder die Gesellschaft. Beispiel: Du hilfst Kunden, löst Probleme oder trägst dazu bei, dass etwas besser läuft.
- Kohärenz: Deine Arbeit passt zu dir und deinen Werten. Sie fühlt sich „richtig“ an und widerspricht nicht dem, was dir im Leben wichtig ist. Beispiel: Du kannst ehrlich sein und musst dich nicht verstellen oder gegen deine Überzeugungen handeln.
- Orientierung: Du weißt, wofür du arbeitest und hast ein Ziel vor Augen. Deine Arbeit folgt einer Richtung oder einem größeren Zweck. Beispiel: Du arbeitest an einem Projekt, das dir am Herzen liegt, oder du hast das Gefühl, Teil einer sinnvollen Mission zu sein.
- Zugehörigkeit: Du fühlst dich als Teil einer Gemeinschaft. Du bist nicht allein, sondern arbeitest mit anderen zusammen, wirst wertgeschätzt und unterstützt. Beispiel: Du hast ein gutes Team, ihr helft euch gegenseitig und ziehst am selben Strang.
Kurz gesagt: Sinnvolle Arbeit ist wichtig, fühlt sich stimmig an, hat ein Ziel und wird gemeinsam erlebt!
Kann Sinn bei der Arbeit auch in kleinen Dingen gefunden werden?
Es kommt nicht darauf an, wie groß oder bedeutend eine Aufgabe auf den ersten Blick erscheint, sondern darauf, ob man einen persönlichen oder gesellschaftlichen Wert darin erkennt. Selbst alltägliche oder einfache Tätigkeiten können als sinnvoll erlebt werden, wenn man sich bewusst macht, welchen Beitrag sie leisten. Zum Beispiel sorgt eine Reinigungskraft täglich für Sauberkeit und Wohlbefinden im Büro, was für das Funktionieren des gesamten Unternehmens wichtig ist.
Auch kleine Gesten, wie einem Kollegen zu helfen oder eine Kundin freundlich zu beraten, können Sinn stiften. Entscheidend ist die innere Haltung: Wer sich des Nutzens seiner Arbeit bewusst ist, empfindet selbst Routineaufgaben als weniger belastend und motivierender.
Kurz gesagt: Sinn bei der Arbeit entsteht nicht nur durch große Visionen, sondern oft durch kleine, alltägliche Dinge.
Wie finde ich Sinn in meiner Arbeit?
Sinn ist subjektiv. Was für dich sinnvoll ist, kann für jemand anderen banal erscheinen und umgekehrt. Der erste Schritt ist daher, dich mit deinen ganz eigenen Werten, Stärken und Motiven zu beschäftigen.
Hier ein paar Reflexionsfragen, die dir dabei helfen können:
Bedeutsamkeit: Erkenne deinen Beitrag und deine Wirkung
- Wann habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit wirklich etwas bewirkt?
- Was würde fehlen, wenn ich meine Arbeit nicht machen würde?
- Welche Wirkung möchte ich mit meiner Arbeit haben? (z.B. Menschen inspirieren, stärken, zum Nachdenken bringen, verbinden…)
Tipp: Notiere dir konkrete Beispiele aus deinem Arbeitsalltag, in denen du einen positiven Beitrag geleistet hast – für Kunden, Kolleg:innen oder das Unternehmen. Das hilft dir, deinen Einfluss sichtbar zu machen.
Kohärenz: Reflektiere deine Werte und Stärken
- Passen meine Aufgaben zu meinen persönlichen Überzeugungen?
- Gibt es Situationen, in denen ich mich verstellen muss oder Wertekonflikte erlebe?
- Wo fühle ich mich authentisch, wo vielleicht nicht?
Tipp: Schreibe deine wichtigsten Werte auf und vergleiche sie mit deinen aktuellen Tätigkeiten. So erkennst du, wo es Übereinstimmungen oder Konflikte gibt.
Orientierung: Finde deine Richtung und Motivation
- Was treibt mich an? Wofür stehe ich morgens auf?
- Welches Ziel oder welche Mission verfolge ich mit meiner Arbeit?
- Was darf durch meine Arbeit mehr werden in der Welt? (z. B. mehr Klarheit, mehr Verbindung, mehr Mut …)
Tipp: Formuliere in einem Satz, wofür du arbeitest oder was dich inspiriert. Das gibt dir einen klaren Kompass für deine beruflichen Entscheidungen.
Zugehörigkeit: Erlebe Gemeinschaft und Wertschätzung
- Fühle ich mich im Team oder Unternehmen verbunden?
- Wo erfahre ich Unterstützung und Anerkennung?
- Welche Momente im Arbeitsalltag berühren mich besonders?
Tipp: Denke an Situationen, in denen du dich besonders eingebunden oder wertgeschätzt gefühlt hast. Überlege, was diese Momente möglich gemacht hat und wie du sie verstärken kannst.
So nutzt du die Reflexion, um deinen Sinn bei der Arbeit zu finden:
- Nimm dir Zeit für jede Kategorie und beantworte die Fragen schriftlich.
- Sammle Beispiele aus deinem Arbeitsalltag, die deine Antworten illustrieren.
- Erkenne Muster: Wo erlebst du besonders viel Sinn? Wo fehlt er dir vielleicht?
- Leite konkrete Ideen ab, wie du mehr von dem, was dir Sinn gibt, in deinen Arbeitsalltag bringen kannst.
Tipps, um deinen Arbeitsalltag sinnvoll zu gestalten
Wenn du weißt, was dir Sinn gibt, kannst du aktiv werden und deine Arbeit gezielt gestalten:
- Suche gezielt nach bedeutsamen Aufgaben. Übernimm Projekte oder Verantwortungen, bei denen du einen echten Beitrag leistest.
- Bringe deine Werte ein. Sprich offen über das, was dir wichtig ist, und finde Wege, deine Werte im Arbeitsalltag zu leben.
- Setze dir persönliche Ziele. Formuliere für dich, wofür du arbeitest, und suche dir Aufgaben, die dich diesem Ziel näherbringen.
- Arbeite mit Intention: Frag dich regelmäßig „Was will ich heute / diese Woche bewirken?“
- Stärke deine Beziehungen. Pflege Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen, unterstütze andere und suche aktiv den Austausch, um Zugehörigkeit zu erleben.
- Gestalte deine Arbeit. Schon kleine Anpassungen im Arbeitsalltag – wie neue Aufgaben, andere Arbeitsweisen oder mehr Feedback – können das Sinnerleben steigern. Viele Ideen zur aktiven Gestaltung findest du auch in unserem Beitrag zum Jobcrafting mit konkreten Beispielen und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung.
- Sprich mit Vorgesetzten. Teile deine Wünsche und Ideen für sinnstiftende Aufgaben mit und bitte um Unterstützung bei der Umsetzung.
- Sei offen für Entwicklung. Probiere Neues aus, bilde dich weiter und bleibe neugierig – oft entsteht Sinn erst durch Veränderung und Wachstum.
Kurz gesagt: Sinnvolle Arbeit entsteht, wenn du deine Erkenntnisse aus der Reflexion in konkrete Schritte umsetzt. Du hast mehr Einfluss auf dein Sinnerleben, als du vielleicht denkst – nutze ihn aktiv!
Was tun, wenn ich keinen Sinn finden oder gestalten kann?
Es gibt auch Situationen, in denen es schwerfällt, den eigenen Job sinnvoll zu gestalten – z.B. wenn das Umfeld sehr starr ist, du dich nicht einbringen kannst oder du dauerhaft gegen deine Werte arbeitest.
Dann darf die Antwort auch sein: Vielleicht ist es Zeit zu gehen.
Sinn kann man gestalten, aber nicht erzwingen. Manchmal ist der nächste Schritt, sich eine Umgebung zu suchen, in der dein Wofür einen Platz hat.
Fazit: Du musst nicht den perfekten Job finden, …
… aber du kannst deinen sinnvoll(er) gestalten!
Sinn ist nichts, was dir von außen gegeben wird. Du kannst ihn finden und gestalten, wenn du dich fragst, was dich antreibt, was dich berührt und was du in die Welt bringen willst.
Du musst nicht gleich die Welt retten. Aber du kannst dafür sorgen, dass sich dein Arbeitsalltag für dich sinnvoller anfühlt.